Ostern steht vor der Tür und zumindest die Kinder hoffen, dass der Osterhase viele Schokoladeneier bringt. Als Eierlieferant tauchte der Feldhase (Lepus europaeus) bereits im 17. Jahrhundert auf. Aber da teilte er sich den Job noch mit dem Kranich und dem Fuchs. Erst später setzte sich der Osterhase im deutschsprachigen Raum vollständig durch. Und auch in Großbritannien ist es der „Easter hare“, der Feldhase, der für Ostern steht. In Australien, damals britische Kolonie, richteten Hasen und Kaninchen auf den Feldern allerdings so große Schäden an, dass man dort auf den Kaninchennasenbeutler als Osterfigur auswich.
Dass der Hase überhaupt als Symbolfigur für Ostern taugt, hat er seiner außergewöhnlichen Fruchtbarkeit zu verdanken. „Eine Häsin hat bis zu vier Würfe im Jahr mit jeweils bis zu fünf Junghasen. Die Kleinen sind nach vier Wochen schon selbstständig“, sagt Dr. Andreas Kinser, Leiter Natur und Artenschutz der Deutschen Wildtier Stiftung. Durch diese Fortpflanzungsfreude gibt es derzeit noch immer über zwei Millionen Feldhasen in Deutschland. „Das klingt viel, aber es sind viel weniger Tiere als noch vor 40 oder 50 Jahren“, sagt Kinser. „Die Feldhasenpopulation ist zwar stabil, aber auf niedrigem Niveau.“ Zudem gibt es ein klares West-Ost-Gefälle. In Nordrhein-Westfalen leben laut den Zählungen der Jägerschaft etwa 18 Tiere pro 100 Hektar offener Landschaft, in Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern nur vier bis fünf. „Das hat viel mit der Art der Landwirtschaft zu tun. Sie ist im Westen kleinteiliger. Auf den riesigen Ackerschlägen des Ostens findet der Hase kaum Verstecke vor seinen vielen Feinden „, erklärt Wildbiologe Kinser. Hasen-Hochburgen gibt es in Niedersachsen und Schleswig-Holstein, im Münsterland und in Nordbayern.
Der Feldhasen-Bestand ist ein guter Indikator dafür, wie es um andere Bewohner von Feldern und Wiesen steht. „Denn wenn es dem Hasen nicht gut geht, stehen andere Arten bereits kurz vor dem Aussterben“, sagt Andreas Kinser. Das gilt zum Beispiel für Rebhuhn, Feldhamster und Kiebitz. Sie teilen sich ihren Lebensraum mit dem Feldhasen und ihre Bestände gehen weiterhin massiv zurück. Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert seit langem, dass in der Feldflur wieder mehr naturnahe Lebensräume entstehen und die Landwirte dafür honoriert werden. „Wenn sieben Prozent der offenen Landschaft aus unbewirtschafteten Brachen, Blühflächen oder Hecken bestehen würden, könnte die Artenvielfalt wieder zunehmen – das ist wissenschaftlich belegt“, so Kinser. Einen Hoffnungsschimmer dafür bietet das riesige Agrarbudget der Europäischen Union. Es wird zunehmend für die gesellschaftlichen Leistungen der Landwirte wie etwa den Natur- und Artenschutz eingesetzt. Die Regelungen sehen zum Beispiel vor, dass ab dem kommenden Jahr vier Prozent der Ackerfläche in Deutschland brach fallen müssen, wenn die Landwirte ihren Anspruch auf Agrarzahlungen geltend machen wollen. Das wären rosige Zeiten für den Osterhasen. Und vielleicht liegen Ostern 2024 dann ja noch ein paar bunte Eier mehr in den Osternestern.
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