Aktuell ruft die Auschwitz Pledge Foundation (APF) zum wiederholten Mal zur „Erase Indifference Challenge“ auf, die noch sofort bis zum 11. Februar läuft.
Im Rahmen eines globalen Wettbewerbs zur Vergabe von Stipendien und Mentoring an Organisationen, die sich mit Diskriminierung in all ihren Formen befassen, sollen innovative Lösungen zur Bekämpfung von Rassismus, Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit und Diskriminierung von Menschen der LGBTQIA+ Gemeinschaft, Migranten und Flüchtlingen gefördert werden.
Dahinter steht eine große Idee, die auf einem Zitat von Elie Wiesel aufbaut:
„The opposite of love is not hate, it’s indifference.
The opposite of art is not ugliness, it’s indifference.
The opposite of faith is not heresy, it’s indifference.
And the opposite of life is not death, it’s indifference.“
„Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, es ist Gleichgültigkeit.
Das Gegenteil von Kunst ist nicht Hässlichkeit, es ist Gleichgültigkeit.
Das Gegenteil von Glauben ist nicht Ketzerei, sondern Gleichgültigkeit.
Und das Gegenteil von Leben ist nicht der Tod, sondern Gleichgültigkeit.“
ELIE WIESEL
Elie Wiesel war ein rumänisch-US-amerikanischer Schriftsteller, Hochschullehrer und Publizist und ein Überlebender des Holocausts. Elie Wiesel verfasste zahlreiche Romane und Publikationen zu diesem Thema und erhielt 1986 den Friedensnobelpreis für seine Vorbildfunktion im Kampf gegen Gewalt, Unterdrückung und Rassismus.
Gewinner-Projekte der „Erase Indifference Challenge 2023“
Im vergangenen Jahr zählten zu den ausgezeichneten Gewinnern der Erase Indifference Challenge u.a. das Projekt GrowSPACE aus Polen und Smilemundo aus Spanien. GrowSPACE ist eine Plattform, die Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe dabei unterstützt, LGBTQ-freundliche weiterführende Schulen in ganz Polen zu finden. Smilemundo präsentierte mit „Insignia“ ein Kommunikationsspiel, das den Spielenden eine hautnahe Erfahrung der Dynamik sozialer Ausgrenzung bietet.
Über die Auschwitz Pledge Foundation
Die Auschwitz Pledge Foundation wurde 2021 gegründet, um den drohenden Gefahren von Gleichgültigkeit entgegenzuwirken. Eines ihrer Hauptziele ist es, schnell auf globale Ereignisse zu reagieren, die zu Diskriminierung und Gleichgültigkeit führen. Jacek Kastelaniec, Geschäftsführer der Auschwitz Pledge Foundation, setzt sich mit der Bekämpfung von Gleichgültigkeit gegenüber
Diskriminierung für einen wichtiges Schlüsselthema ein, das den Zusammenhalt von multikulturellen Gesellschaften betrifft.
Bewerbungen für die „Erase Indifference Challenge“ können noch 11. Februar 2024 eingereicht werden auf dem Internetportal eraseindifference.org .
Gleichgültigkeit auch gegenüber Terror und Pogrome?
in den Monaten nach dem Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 wurde in ganz Europa ein Anstieg
antisemitischer Vorfälle verzeichnet, der große Ängste und Besorgnisse auslöst. Diese drastische Zunahme von Diskriminierung und Spaltung ist ein weitverbreitetes Problem, welches unterschiedliche Gemeinschaften und Menschen weltweit betrifft: Jeden Tag erleben Menschen Aggressionen und Angriffe unter anderem aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihrer Religion oder ihrer sexuellen Orientierung.
Diskriminierung ist ein drängendes globales Problem, das weit über Einzelereignisse hinausreicht.
Gleichgültigkeit und Achtlosigkeit sind in demokratisch regierten Gesellschaften leider inhärente menschliche Haltungen, die Ausgrenzung, Diskriminierung und Unfrieden begünstigen und ermöglichen.
Achtlosigkeit und Gleichgültigkeit im Angesicht von Gewalt, Terror und Pogromen müssen deshalb immer neu und wirksam bekämpft werden.
Doch es gibt auch strukturelle technische Rahmenbedingungen der Digitalisierung und der digitalen Dialoge, die Achtsamkeit, Information und Interesse ausbremsen.
Moderne entgrenzte Medienkommunikation und Social Media begünstigen strukturell und immanent Achtlosigkeit und Gleichgültigkeit:
- digitale Kommunikation schafft strukturell sehr leicht eine Spaltung in „wir“ und „die Anderen.“
- Informationen gehen in der Komplexität unter, werden nicht gesehen, bleiben unsichtbar.
- Empathie, Verständnis und Mitgefühl können sich im Medienraum nur bedingt entfalten, weil der unmittelbare Kontakt fehlt.
- Digitale Hürden, Sprachhürden, Logins und Bezahlschranken und fehlende inklusive Öffentlichkeiten verhindern die Entstehung von direkten menschlichen Bezügen und Diskursöffentlichkeiten.
Der dysfunktionalen Kommunikation über digitale Medien muss daher mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, denn sie ist eine weitere systemische Ursache für Achtlosigkeit und Gleichgültigkeit.
Aufklärung und Information über die menschlichen Mechanismen von Aufregung, Empörung, Populismus und Radikalisierung müssen daher alle Menschen ansprechen und erreichen könne! — Informationen über den Terror und seine schrecklichen Folgen müssen auch öffentlichkeitswirksam angesprochen und kritisiert werden können.
Journalismus und Medien haben deshalb eine besondere Verantwortung, denn distanzierter, neutraler Meinungsjournalismus hat Grenzen, und begünstigt selbst Gleichgültigkeit und Achtlosigkeit.
Sensible Themen müssen daher besser „aus konstruktiven gemeinsamen Beiträgen und Diskursen“ und aus „gemeinsamen dialogischen Formaten“ berichtet werden. Bleibende Erinnerungen, Aufmerksamkeit und Lernprozesse und Mitgefühl sind Ergebnisse erlebter Erfahrungen und gemeinsamer Aufarbeitung.