Donnerstag, 28. März 2024
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Deutschland Volkswirtschaft vor dem Absturz?

Konjunkturbarometer im Minus

Von Michael Springer

In den großen Wirtschaftszeitungen werden wirtschaftliche Krisendaten aufgezeigt und kommentiert. Der Niedergang der deutschen Volkswirtschaft wird analysiert und prognostiziert. Focus: „Deutschlands Geschäftsmodell ist am Ende“ — so lautet die wohl prägnanteste Kommentatoren-These.

Festgemacht wird diese These am Rückgang des Exportüberschuss, der auf bedenklich niedrige Werte geschrumpft ist.

Ob die Zahlen verlässlich sind, muss geprüft werden, denn auf den Weltmeeren schwimmen derzeit bis zu 11% der jährlichen Güterproduktion in gigantischen Staus von Containerschifffen.

Da auch viele Bauteile und Halbfertigprodukte betroffen sind, werden auch viele hochwertige und komplexe Güter wie Autos und Maschinen nicht fertig gebaut und ausgeliefert.

Die Phase der Globalisierung der Weltwirtschaft endet offenbar krisenhaft, eine multipolare Welt mit miteinander um knappe Rohstoffe konkurrierenden Volkswirtschaften prägt sich heraus.

Logistikketten stocken, oder brechen ganz ab. Diese Auswirkungen sind noch kaum bezifferbar.

Nach drei Jahren Corona-Pandemie, nach vielen wirtschaftspolitischen Versäumnissen der Merkel-Ära — und den wirtschaftlichen Umbrüchen auf den Weltmärkten — ist wieder wirtschaftspolitische Führung gefordert.
Der Ukraine-Krieg und die gravierenden Auswirkungen der Wirtschaftssanktionen gegen Russland verstärken noch den wirtschaftspolitischen Handlungsdruck.
Die deutsche Volkswirtschaft und alle Bürgerinnen und Bürger, allen voran die Familien, sind einem harten Belastungstest ausgesetzt. Eine Verarmung auf breiter Front droht, die bis zu 50% der Haushalte treffen kann.

Wie ist es tatsächlich um die Wirtschaft und Volkswirtschaft bestellt? — Wie ist die tatsächliche Lage zu bewerten? — Gibt es unterschiedliche Entwicklungen und Indikatoren, die auch Auswege und mögliche konzeptionelle Auswege aufzeigen, um Wertschöpfung, Stabilität und Wohlstand zu sichern?

Statistisches Bundesamt: Wirtschaftsdaten und Konjunkturindikatoren

Das Statistische Bundesamt hält für Wirtschaft und Politik umfassende und detaillierte Wirtschaftsdaten bereit, mit denen ein genaues Bild der Lage der Volkswirtschaft hergestellt werden kann.

Aktuell wird ein exorbitanter Baupreisanstieg gemeldet: „Die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude in Deutschland sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Mai 2022 um 17,6 % gegenüber Mai 2021 gestiegen.“

Insbesondere die Zusammenstellung der Konjunkturindikatoren erlaubt einen schnellen Blick auf sich aufbauende Problemfelder.
Bedenklich ist die Entwicklung der Außenhandelsbilanz, die ein zentraler Indikator für die Leistung der Volkswirtschaft ist. Auch die Steigerung der Einfuhrpreise auf 140% gegenüber 2020 ist ein Anlass zur Besorgnis. Das Bruttoinlandsprodukt steigt dagegen noch leicht weiter an, eine Delle ist aber in den kommenden Jahren zu erwarten. Die Zahl der Erwerbstätigen ist stabil, und ist vor allem durch den sich abzeichnenden Fachkräftemangel vor Herausforderungen gestellt.
Der Anstieg der Erzeugerpreise auf 140% gegenüber 2020/21 spiegelt die Entwicklung der Einfuhrpreise und gestiegenen Löhne wieder. Die Festlegung des gesetzlichen Mindestlohns ist allerdings noch nicht in der Statistik angekommen. So wird die Preissteigerungstendenz anhalten.
Der Anstieg des Verbraucherpreis-Index auf ca. 118% gegenüber 2015 ist noch vergleichsweise moderat, da Deutschland im EU-Vergleich einen besonders harten Preiswettbewerb im Handel hat. — Bei den Verbraucherpreisen kann noch durchaus durch Sparsamkeit und Genügsamkeit beim Einkauf in der privaten Haushaltskasse ausgeglichen werden.

Erdgas- und Stromdurchschnittspreise

Erhebliche Kostenrisiken entstehen durch die aktuelle Notlage in der Gas- und Energieversorgung.

Die Erdgas- und Stromdurchschnittspreise müssen daher genau im Blick gehalten werden. Die Gaspreise für Haushalte sind im 2. Halbjahr 2021 um 6,6 % gestiegen. Privaten Haushalte in Deutschland haben im 2. Halbjahr 2021 im Durchschnitt 6,83 Cent je Kilowattstunde Erdgas gezahlt.
Strom kostete die Verbraucherinnen und Verbraucher durchschnittlich 32,87 Cent je Kilowattstunde. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, stiegen die Gaspreise damit gegenüber dem 1. Halbjahr 2021 um 6,6 %, die Strompreise um 0,8 %. Bei den Nicht-Haushaltskunden, also vor allem Unternehmen und Behörden, fiel die Preissteigerung für Gas mit +51,8 % im Vergleich zum 1. Halbjahr 2021 deutlich höher aus, bei Strom zahlten sie 11,8 % mehr.

Wirtschaftspolitik — von Kenndaten und Indikatoren zum neuen wirtschaftspolitischen Konzept

In den nächsten Wochen und Monaten muss das gesamte Konzept der wirtschaftspolitischen Steuerung in der EU überdacht und weiter entwickelt werden. War es bisher vor allem auf Finanzpolitik, Währung und Finanzinstrumente ausgerichtet, so müssen künftig Ressourcen, Ressourcenverfügbarkeiten und Handels- und Preiskorridore bedacht werden.
Ferner müssen Innovationspfade direkter in Bezug auf fairen- und komparativen bzw. komplementären internationalen Handel, Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft und entsprechend gestaltete Wertschöpfungsketten ausgerichtet werden.
In der Ökonomie müssen daher neue währungsneutrale Langfrist-Bewertungen erarbeitet werden, die unabhängig von aktuellen Geldwerten, auch physische Kenndaten und Ressourcenknappheiten und Ressourcenkonkurrenzen betrachten.

Beispiel: Die Verknappung von Lithium für die Batterieproduktion ist ein strategischer Engpass, der zur frühzeitigen Suche nach Alternativen mahnt, weil die gesamte Kraftfahrzeugindustrie daran hängt.

Die Entwicklung von Wasserstoff-Technologien und E-Fuels ist möglicherweise der Ausweg, um einer völligen Abhängigkeit von lithiumbasierten E-Antrieben zu entgehen. — Ferner müssen dringlich Verfahren zur großtechnischen Verwertung und Speicherung von Verwertung und Speicherung von CO2 gefördert und investiert werden. — Die Förderung von Erdgas, um sichere Speicher-Räume für die unterirdische Verpressung von CO2 zu schaffen, könnte sich auch als zwingend erweisen, um die dafür notwendige Prozessenergie direkt vor Ort zu gewinnen.

Ein neues wirtschaftspolitisches Konzept ist daher mehr als bisher auf komplexes Denken, Ideen und Synergien angewiesen, als bisher. Die Auslagerung des Denkens in „Think Tanks“ erweist sich schon als Irrweg! — Eigentlich werden neue „Invention-Engineering & Do-Tanks“ benötigt, die Formeln und Entwürfe — statt wortreicher Strategien entwickeln — um einen volkswirtschaftlichen Umbruch zu meistern!