Mit einem Umsatz von 28,4 Mrd. Euro (2022), bundesweit mehr als 160.000 Mitarbeitenden und 3.800 Märkten gehört die REWE Markt GmbH zu den führenden Unternehmen im deutschen Lebensmitteleinzelhandel. — Diese Führungsposition stützt sich bisher auf eine breite Werbung mit dem gedruckten REWE-Prospekt, mit einer wöchentlichen Angebotsvielfalt.
Zuletzt druckte und verteilte REWE jeden Samstag rund 25 Millionen Prospekte – mehr als das Doppelte der Gesamtauflage aller Tageszeitungen in Deutschland.
Der Abschied vom Papier-Prospekt ist jetzt der nächste konsequente Schritt in der Digitalisierungs- und Nachhaltigkeitsstrategie des Händlers – erneut als Branchenvorreiter.
REWE setzt künftig auf digitale Angebotskommunikation
Am 1. Juli 2023 schickt REWE den gedruckten Prospekt zugunsten des Umwelt- und Klimaschutzes in den Ruhestand – und revolutioniert damit wohl die Planung des Wocheneinkaufs für Millionen Menschen in Deutschland.
Beraten durch eine kommerzielle Umweltorganisation, den NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.), sollen natürliche Ressourcen eingespart werden, dazu soll der CO2-Fußabdruck des Unternehmens verkleinert werden.
Die Zahlen sind auf den ersten Blick beeindruckend:
„Mit der Neuausrichtung der Angebotskommunikation spart das Unternehmen jährlich mehr als 73.000 Tonnen Papier, 70.000 Tonnen CO2, 1,1 Millionen Tonnen Wasser und 380 Millionen kWh Energie ein.“
Öko-Lobbyismus in eigener Sache
„Mit diesem Engagement leistet REWE einen wesentlichen Beitrag zur Schonung unserer natürlichen Ressourcen und reduziert den eigenen CO2-Fußabdruck“, sagte Leif Miller, Bundesgeschäftsführer des NABU. Er ließ es sich nicht nehmen, den Papier-Prospekt in Berlin persönlich zu verabschieden. „Wir freuen uns, dass REWE gesellschaftliche Verantwortung übernimmt und hoffen, dass viele Mitbewerber im Lebensmitteleinzelhandel dieser Entscheidung folgen werden.“
Der NABU begleitet das Nachhaltigkeitsengagement von REWE bereits seit 2009 als nach seinem Selbstverständnis „unabhängige Instanz.“
REWE setzt die eingesparten Kosten anders ein. REWE Group Vorstand Peter Maly sagte dazu: „Die Kosteneinsparungen durch die Einstellung des gedruckten Prospekts investieren wir sinnvoll – einerseits in offensive Angebotswerbung bei Tageszeitungen, im Radio und im Fernsehen und andererseits in ausgewählte Nachhaltigkeitsprojekte wie beispielsweise den NABU-Klimafonds.“
Mehr Nachhaltigkeit über digitale Kanäle?
Peter Maly setzt auf „Digitaloptimismus“: „Wir können uns beim Thema Nachhaltigkeit aber nur verbessern, wenn wir umdenken, Altes hinterfragen und Mut beweisen. Mit unserem zukunftsgerichteten Mix aus digitalen Angeboten, TV und Anzeigen erreichen wir unsere Kunden nicht nur zielgenauer, sondern auch nachhaltiger.“
Die Abschaffung der gedruckten REWE-Prospekte wird auf eine „innerbetriebliche Umweltbilanzierung“ gestützt, nicht auf eine Gesamtbilanzierung, die auch Angebotskommunikation, Leserzugriffe und Datenströme sowie Kaufinteressen und Warenströme berücksichtigt.
Eine Vergleichsrechnung mit 10 Millionen Kunden illustriert, worum es geht:
- um ca. 300 wöchentliche Angebote anzuschauen, sind mindestens 1 Stunde Bildschirmzeit nötig,
- der notwendige Datenstrom umfasst jeweils mehrere MegaByte,
- dazu kommt der Stromverbrauch des Internetsgeräts,
- eine eingeschränkte Sichtbarkeit von Angeboten,
- veränderte Käuferinteressen, die lesezeitabhängig sind,
- möglicherweise unzureichender Abverkauf von Frischwaren.
Bei rund 42 Mio. Haushalten in Deutschland verringert sich die Sichtbarkeit der Angebote immens. Ältere und kaufkräftige Zielgruppen werden sich nur ungern vom „Blättern“ verabschieden, und auf „Scrollen“ umschwenken.
Die Umweltbilanz für Kunden der SmartPhone-App ist ganz sicher besser. Aber es werden nicht mehr so viele Kunden wie bisher von der bundesweiten Angebotskommunikation erreicht.
Vor allem könnte REWE das Interesse der Lokalpresse ganz verlieren, denn ohne Marketing-Budgets fallen nicht nur Presseberichte über neue Angebote, sondern auch Erfolgsmeldungen über Sponsoring und Nachhaltigkeitskommunikation und Naturschutzprojekte weg!
Weitere Informationen:
Abschied von einer Handelstradition: REWE schickt den Papier-Prospekt ins Museum
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