von Michael Springer, Herausgeber
Das vergangene Jahr 2020 stand ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Massive politische Versäumnisse in Bevölkerungsschutz und in der Gesundheitsvorsorge haben die Krise im Herbst noch enorm vergrößert. Einseitig fokussierte Maßnahmen, mit dem Ziel „Kontaktbeschränkungen“, haben dazu einen beispiellosen gesellschaftlichen Einbruch und radikale volkswirtschaftliche Umbrüche ausgelöst.
Auch die Rahmen-Bedingungen für „Journalismus und Zeitungsmachen“ verändern sich in der Phase des Lockdowns grundlegend und dynamisch.
Viele Transformations-Prozesse laufen plötzlich parallel und verschränkt miteinander ab. Globaler Artenschwund und weltweiter Klimawandel führen als Ursachen der Pandemie eine weltweite „Dreifach-Krise“ (nach Settele) herbei, die auch globalisierten Ökonomien verändert.
Die Kultur- und Veranstaltungswirtschaft liegt heute am Boden, Tourismus, Luftverkehr und Gastgewerbe sind massiv geschädigt. Im Handel ist praktisch mehr als die Hälfte aller Unternehmen insolvenzbedroht. Viele Innenstädte verlieren dabei sogar ihre wirtschaftlichen Kernfunktionen.
Parallel dazu haben sich alle digitalen Plattformökonomien im Handel mit zweistelligen Zuwachsraten entwickelt. Lagerarbeiter, Kommissionierer und Kurierdienste ersetzen Verkaufspersonal und stationäre Händler.
In der Arbeitswelt und Schulen verbreiten sich Kommunikationsstrukturen, die durch das Home-Office, Tele-Konferenzen und Tele-Kollaboration geprägt werden.
Auch Pendlerströme und das Mediennutzungsverhalten verändern sich: Millionen Notebooks und Tablet-Computer wurden neu gekauft. Große Zahlen stationärer Computer wurden reaktiviert. Busse und Bahnen fahren viel leerer als bisher gewohnt. Der Umsatz mit „Coffee-to-go“ an den Kiosken geht auch zurück.
Die Anlässe für Kultur und Veranstaltungen mit breiten und allgemein interessierten Publikum entschwinden. Aus Kino wird Netflix. Abgesagte Kulturveranstaltungen hinterlassen auch große Lücken in der Nachrichten-Landschaft. Auch die positiven Nachrichten werden plötzlich spärlicher — der allgemeine Informationsbedarf wächst aber immer weiter!
Journalismus und Zeitungen in der Transformation
Auch das Prinzip „digitale Zeitung“ befindet sich in der Transformation. Die bisherige Finanzierungsgrundlage für Lokaljournalismus ist bereits systemisch verloren: das System von klickbasierten Online-Marketing und personalisierter Werbung funktioniert mit der Verschärfung der Datenschutzregeln nicht mehr.
Zwischen Qualitäts-Anspruch, Systemkosten und Finanzierbarkeit entstehen Lücken, die sich erst ab siebenstelligen Leserzahlen schließen lassen. Überspitzt: selbst Berlin ist zu klein, um eine bisher gewohnte Zeitungslandschaft wirtschaftlich zu tragen.
Ein Systemwechsel in den Zeitungs- und Verlagsökonomien ist dringend notwendig, denn es ist weltweit genug Geld im System: international werden Milliardengewinne mit betrügerischen und kriminellen Online-Marketing-Schaltungen (Ad-Fraud) verdient. Spam, Fake-Profile und gekauften Bewertungen und Influencer sind ein Wirtschaftszweig. Es ist Geld, das weltweit für Qualitätsjournalismus fehlt!
Verschwendete Werbebudgets könnte die Werbewirtschaft in bessere Zwecke investieren: Urbanität, fairer Handel, fairer Wettbewerb, transparente Märkte und stationärer Handel benötigen Pressefreiheit und lokale Medien, um ihre eigene finanzielle Basis wirksam im Alltag und im Zuspruch der Konsumenten zu sichern.
Neue Antworten in der Werbewirtschaft müssen gefunden werden, die Innovation, Disruption und vor allem den Bruch mit althergebrachten Konventionen erfordern.
„Planet First!“ — „Social Benefit Second!“ — „Fair Economy Third!“
Bis zum Jahr 2022 sollen die Investitionen der Werbewirtschaft nach Angaben von STATISTA auf rund 620,2 Milliarden US-Dollar ansteigen. Diese Summe kann weltweit viel besser eingesetzt werden, wenn es vernünftige syntegrative Systemlösungen gibt, die Journalismus, lokale Medien, kommunale Selbstverwaltungen und regionale Wirtschaft unterstützen.
Die neue Strategie muss Artenvielvalt, Biodiversität, Klimaschutz und Nachhaltigkeit fördern können und sozioökonomische Stabilität, Wohlstand und gerechte Ressourcennutzung und Überlebensfähigkeit stärken können.
Die Kurzform für diese Strategie lautet:
„Planet First!“ — „Social Benefit Second!“ — „Fair Economy Third!“
Die Langform wurde 2015 von der Weltgemeinschaft als die „Agenda 2030“ als Fahrplan für die Zukunft verabschiedet.
Ausformuliert sind es die 17 globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030, die „Sustainable Development Goals (SDGs)“.
Die nächsten Schritte in der Weiterentwicklung des Mediennetzwerks Berlin bestehen darin, die 17 Ziele der „Sustainable Development Goals“ in neue technologieoffene Anzeigen-Systeme und mediale Formate zu integrieren.
Anwendungsmodelle für die weltweite Medien- und Werbewirtschaft und für Governance und Social Responsibility werden dabei zugleich mit fairen Tarif- und Funding- und Social-Benefit-Modellen verknüpft.
Ziel ist es, zunächst 10 Prozent der jährlichen Werbeaufwendungen direkt in nachhaltige und soziale Zwecke zu lenken!
Das Verfahrenskonzept, sinnvoll nutzbare OpenData und Open Source-Technologien, Werbe- und PR-Kodex werden als Beispiel- und Anforderungskatalog erarbeitet. Ausgewählte Anwendungs- und Modell-Fälle werden im Real-Labor getestet und vorgestellt.
Die Systemlösungen werden im SmartCity Bluebook beschrieben, das als Regelwerk zunächst nur für Journalisten und ausgewählte Pressemedien verfügbar gemacht wird.
Einfach.SmartCity.Machen: Berlin! — Die Mitarbeit am SmartCity Bluebook ist für Medienentwickler, Autoren und Journalisten (w/m) offen. Nach kostenpflichtiger Registrierung ist die aktive Mitarbeit (Vollzeit/freie Mitarbeit) an Netzwerk- und Medienprojekten in der Europäischen Union und Großbritannien möglich.
Kontakt: info@anzeigio.de